Der Flugplatz St. Stephan
- Die illustrierte Geschichte des Flugplatzes St. Stephan sowie eine Zusammenfassung der weiteren Berner Oberländer Reduit-Flugplätze gibt es als Broschüre im Hunterverein-SHOP.
- Auf Anfrage ist es möglich, den Papyrus-Hunter mit Gruppen zu besichtigen. Termin- und Kostenanfragen bitte an info@hunterverein.ch senden.
Gemäss BAMF begann der Stützpunktbau am 23. Juli 1941, die Fertigstellung erfolgte am 20. Oktober 1942, Ende November wird der erste Hangar fertig. 1943 erfolgte der Bau der Hartbelagpiste von 900 m.
Zu Beginn als sogenannter Feldstützpunkt mit Rasenrollfeld sowie einem kleinen Hangar geplant, wurde der Reduit-Flugplatz St. Stephan als bedeutender Kriegsstützpunkt regelmässig erweitert. Die projektierten Kosten von 430’000 Franken waren ohne Flugzeughallen, Tanklager und Munitionsdepots berechnet. Im August 1944 wurde der Platz erstmals kurze Zeit von der Fliegerkompanie 2 besetzt. Gebaut wurden fünf Unterstände U-43, ein Retablierstollen und fünf Splitterwehren. Der Platz war dann noch im Januar und im Mai 1945 «im Dienst».
Seine Zeit kam mit der Einführung von Düsenflugzeugen. Nachdem 1947 die Wiederholungskurse wieder aufgenommen wurden, bewährte sich St. Stephan als Vampire- und Venom-Stützpunkt. 1954 wurde die Piste auf 1500m verlängert, 1956 nochmals mit eisernen Pistenplatten und 1957 hat die Piste die definitive Länge von 2000 m. 1958 entstehen die Truppenlager Matten und Stöckli, zudem werden Fangnetz-Anlagen montiert. St. Stephan ist für zwei Staffeln eingerichtet, Kavernen für den Flugzeuge gibt es aber nicht – es werden Unterstände gebaut.
In den fünfziger Jahren bewilligte das Parlament rund 60 Millionen Franken, um auf sieben Gebirgsflugplätzen die Pisten auf zwei Kilometer zu verlängern und die Infrastruktur mit Felskavernen und unterirdischen Kommandoposten zu erweitern (Übernahme 1964). 1972 werden zwei Vierer-Unterstände U-69 übernommen, 1973 zwei auf U-68 umgebaute U-43. 1979 folgt ein neuer Vierer-Unterstand U-82. Nun konnten auch die «Hunter» den Platz als Basis benutzen (ab 1980). Jeweils im Frühling und Herbst wird der Platz als WK-Standort belegt. 1989 wird in der Kaverne ein Quadradar-Raum eingerichtet – ein grosses Problem beim Einsatz von Flugzeugen in Kriegssituationen war immer, die Flugzeuge nach dem Einsatz wieder sicher zur Landung zu bringen: Wie findet ein Pilot die in einem engen Tal versteckte Piste bei Nacht und Nebel, ohne dass dabei etwa ILS-Verfahren angewendet werden die auch vom Gegner genutzt werden könnten? Das Verfahren, das die Schweizer Luftwaffe für solche Blindlandungen verwendet ist das Precision Approach Radar (PAR) welches als Quadradar bezeichnet wird.
Da die traditionellen Hunter-Staffeln aber aufgelöst werden, sind es nun die Leichtflieger, die ins Obersimmental ziehen. Deren definitiver Abzug erfolgt Ende der 90er-Jahre. Heute ist dennoch «militärischer» Flugbetrieb vorhanden: Regelmässig finden vor und am Flugplatzfest (Passagier)Flüge mit Venom, Vampire und Hunter statt. Der bekannteste Vertreter der Schweizer Hunter-Flotte, der weisse Papyrus-Hunter, gehört den vier Obersimmentaler Gemeinden und ist in St. Stephan stationiert. Auf dem als Werkflugplatz eingestuften Gelände sind zudem oft Gastflugzeuge untergebracht.
Im Endausbau umfasste der Reduit-Flugplatz St. Stephan neben der Piste und den Rollwegen zwei Fanganlagen, offene Abstellplätze, mehrere Holzbaracken, den Holzhangar, das Barackendorf Matten, das Barackendorf Stöckle, Munitionsstollen, einen modernen Doppelhangar U72 (Nr. 40), Flugzeugunterstände U43/69, ein Ortsmagazin (ehemals Retablierstollen), einen Kommandostollen, eine Kanzel (erreichbar vom Ortsmagazin durch einen Vertikalstollen über Leitern), ein grosses unterirdisches Tanklager, mehrere atomsichere Unterstände (ASU) für die Aussenverteidigung, eine Quadradaranlage im oberen Pistenbereich, eine Richtstrahlanlage mit Umlenkspiegel an einem Wohnhaus in Matten.
Der Kommandostollen
Zur Infrastruktur des Militärflugplatzes St. Stephan gehörten nicht nur die gut sichtbaren Pisten, Rollwege oder Flugzeugunterstände: Tief im Berg war der grosse Kommandostollen ausgebrochen worden, in dem Ende der 1950-er Jahre die Kommandozentrale des Flugplatzes installiert wurde. Unterkünfte, Aufenthalts- und Essräume sowie Sanitäranlagen für die Piloten, Einsatzzentrale für den Flugbetrieb, grosse Notstromaggregate und Ventilationseinrichtungen sowie Quadradar-, Funk- respektive Richtstrahlanlagen machten aus dem im Zweiten Weltkrieg gebauten Flugplatz einen wichtigen Stützpunkt der Luftwaffe. Ein riesiges unterirdisches Tanklager und ein Ersatzteilmagazin – im ehemaligen Retablierstollen untergebracht – vervollständigten die militärische Infrastruktur.
Das Ortsmagazin
Aus dem ursprünglichen Retablierstollen – der ersten Kaverne – wurde 1972 ein Ortsmagazin. Konkret wurden dort die wichtigsten Ersatzteile für die beheimateten Staffeln eingelagert.
Der Unterstand U72/40
Hinter dem ursprünglichen Holzhangar auf dem Flugplatz St. Stephan wurden 1976 erstmals Sondierbohrungen für ein neues modernes Bauwerk gemacht: Den späteren Hangar U72/40. Der Bau fand dann ab 1976 durch die Baufirma Walo statt, wie in alten Unterlagen zu lesen ist. Ein Jahr später war die Anlage fertiggestellt und richtig Leben kam in den Hangar mit dem ersten Hunter-WK in St. Stephan im Jahr 1980.
Der massive Hangar bot in zwei getrennten Kavernen Platz für die fliegenden Erdkämpfer, im rückwärtigen Teil waren für die Mechaniker Unterkunft sowie sanitäre Anlagen vorhanden und er war mit einem Notstromaggragat ausgerüstet. Heute ist eine grosse neue Flugzeughalle vorgebaut, so gerät der U72/40 langsam in Vergessenheit – oder zumindest aus dem Blick.
Munitionsmagazine
Die Hunter-Staffel war zum Einsatz als Erdkämpfer vorgesehen. Im Umfeld des Flugplatzes mussten deshalb auch Lager für die Bomben und Raketen erstellt werden. Eines dieser Lager ist nicht weit vom unteren Pistenende entfernt.
Tankanlage
Die Jets benötigen gewaltige Mengen an Flugbenzin. Wie andere Gebirgsflugplätze wurde auch in St. Stephan ein grosses Untertag-Tanklager mit entsprechenden Tankstellen erbaut.
Unterkünfte und Baracken
Während die Piloten ihre Unterkünfte im Kommandostollen hatten, wurden zusätzliche Barackenlager erstellt, um die Bodenmannschaft unterzubringen.
Fahrzeuge des Huntervereins auf dem Flugplatzes
Zum Betrieb eines Flugplatzes gehören auch Fahrzeuge verschiedener Art. Der Hunterverein hat heute voll funktionsfähige Schlepper und eine Pistenreinigungsmaschine. Vor allem letztere ist beeindruckend, wenn sie eingesetzt werden.